Wettbewerbsrecht: Wertgrenze von Geschenken an Ärzte und Apotheker

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In der Heilmittelwerbung gilt die Wertgrenze von 1 € auch bei Werbegeschenken an Fachkreise, zu denen insbesondere...

In der Heilmittelwerbung gilt die Wertgrenze von 1 € auch bei Werbegeschenken an Fachkreise, zu denen insbesondere Apotheker und Ärzte zählen.

Nach § 7 Abs. 1 Nr. 1, 1. HS Heilmittelwerbegesetz ist es unzulässig, Zuwendungen und sonstige Werbegaben (Waren oder Leistungen) anzubieten, anzukündigen oder zu gewähren oder als Angehöriger der Fachkreise anzunehmen, es sei denn, dass es sich bei den Zuwendungen oder Werbegaben um Gegenstände von geringem Wert, die durch eine dauerhafte und deutlich sichtbare Bezeichnung des Werbenden oder des beworbenen Produktes oder beider gekennzeichnet sind, oder um geringwertige Kleinigkeiten handelt.

Ein pharmazeutisches Unternehmen verschenkte Produkt-koffer mit sechs verschiedenen Erkältungsmitteln zu Wer-bezwecken bundesweit an Apotheker. Die Medikamente hatten einen (unrabattierten) Einkaufspreis von 27,47 €.

Das Oberlandesgericht gab der Klage eines Konkurrenten auf Unterlassung statt, denn nach § 7 des Heilmittel-werbegesetzes ist es unzulässig, "Zuwendungen und sonstige Werbegaben (Waren oder Leistungen)" zu gewähren. Von der kostenlosen Abgabe des Arzneimittel-koffers geht die abstrakte Gefahr einer unsachlichen Beeinflussung aus.

Ausnahmsweise zulässig ist nach der gesetzlichen Bestim-mung zwar die Zuwendung von geringwertigen Kleinig-keiten. Der Wert des Arzneimittelkoffers hat allerdings die Geringwertigkeitsgrenze überschritten.

Für Zuwendungen an den Verbraucher hat der BGH eine Wertgrenze von 1 € definiert (BGH, Urteil vom 08.05.2013 - I ZR 98/12). Diese Wertgrenze gilt auch für Angehörige der Fachkreise wie Ärzte und Apotheker.

Bei einer kostenlosen Leistung ist oft zu erwarten, dass sich der Empfänger in irgendeiner Weise erkenntlich zeigen wird. Dies kann dazu führen, dass der umworbene Apotheker einem Kunden die Produkte der Beklagten empfiehlt. Hierin besteht eine unsachliche Beeinflussung, die durch das Gesetz verhindert werden soll.

OLG Stuttgart, Urteil vom 22.02.2018, Az.: 2 U 39/17

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